Welche Brille passt zu mir? Augenoptikermeisterin Gülsah Adali zu Stilberatung bei Brillen

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Möchten Sie wissen, mit welcher Brille Sie am besten wirken? Augenoptikermeisterin Gülsah Adali ist zertifizierte Imageberaterin. Sie weiß, auf was Sie bei der Brillenwahl achten sollten – und welche Fehler Sie leicht vermeiden können.

Im Gespräch verrät sie, was Sie von einer Stilberatung erwarten können, auf welche Dinge Sie bei der Entscheidung für ein Modell achten sollten und welche Gedanken Sie sich vorab am besten machen. Denn eine Brille ist die langlebigste und sichtbarste Stilaussage, die Sie für Ihren Alltag treffen.

Stilberatung hilft Männern wie Frauen – und oft fürs Business

Gleich zu Beginn räumt Adali mit einem gängigen Vorurteil auf: „Wir beobachten, dass Stilbewusstsein keine Frage des Geschlechts ist. Unsere gesamte Kundschaft nimmt eine Beratung beim Kauf gerne in Anspruch – Männer wie Frauen. Das ist keine Frage persönlicher Eitelkeit, sondern eines gelungenen Auftritts. Daher ist es für viele sehr wichtig, wie eine Brille gerade auch im Arbeitsumfeld auf andere wirkt.“

Eine Beratung ist immer Teil des Kaufs. Wer unabhängiger urteilen will, hat die Möglichkeit, eine ausführliche Stilberatung zu buchen. „Das kann man sich wie eine Mini-Schulung vorstellen“, erklärt Adali, „hier werden Menschen für die Wirkung von Farben, Formen und Proportionen sensibilisiert und können danach viele Fragen zum optimalen Auftreten selbständig einschätzen und beantworten. Wir arbeiten unter anderem mit Farbtüchern und -karten, probieren Alternativen aus, geben Feedback und konkrete Tipps.“ Auch hier seien gut 40 Prozent der Teilnehmer Männer.

Die Frage der Fragen: Wie will ich wirken?

Ein sicheres Stilempfinden könne jeder erwerben, fasst Adali zusammen. „Es beginnt mit einer scheinbar einfachen Frage: Wie will ich wirken? Viele wissen das nämlich nicht so genau. Ich kenne Menschen, die sich nur selten im Spiegel betrachten und nur wenig Gedanken darauf verwenden, wie sie wirken möchten. Ich helfe Menschen, ihr Aussehen mit der Wahl einer Brille bewusst zu gestalten – denn verändern wird es sich ja auf jeden Fall.“

Dafür ist Empathie bei der Beratung notwendig. Denn das eigene Aussehen ist, auch wenn es im Alltag oft wenig präsent scheint, ein sehr wichtiger Teil der Identität. „Darauf bauen wir auf“, sagt die Augenoptikerin, „und wir nehmen dabei nicht die Abkürzung, wie es jede KI kann. Wir kommen nicht mit Plattheiten wie ‚eckiges Gesicht – runde Brille‘ oder ‚helle Haare – helle Fassung‘, sondern gehen näher auf das Selbstbild ein.“ Stilbewusstsein speise sich aus vielem: neben dem Aussehen seien dies der Charakter, berufliche und private Rollen, eigene Vorlieben und Vorbilder. „Wer sich dies einmal abruft, kommt der Antwort schon sehr nahe, wie man wirken will: zum Beispiel romantisch oder sachlich, bestimmt oder zurückhaltend, sportlich oder elegant, intellektuell oder verspielt, konservativ oder extravagant.“

Größe, Farbe, Form, Material: Das magische Viereck der Brillenwahl

Die Außenwirkung einer Brillenfassung werde vor allem durch vier Faktoren beeinflusst: Größe, Farbe, Form und Material. „Es gibt einige Dinge, die immer gelten und die einfach zu merken sind“, so Adali: „Zur Größe: Eine Brille sollte nie breiter sein als die breiteste Stelle im Gesicht. Zur Form: Der Schwung der Augenbrauen sollte aufgenommen werden. Zur Farbe: Eine Brille passt gut, wenn sie auf Haut-, Haar- und Augenfarbe abgestimmt ist. Dann steht sie Menschen ganz unabhängig von Kleidung oder Schmuck.“

Das gewünschte Ergebnis komme durch Zusammenspiel zustande, in dem viel Platz für Nuancen bleibe: „Ein eckiges Gesicht wird durch kreisrunde Brillengläser konterkariert, was störend wirken kann. Besser ist ein sanfter Ausgleich, zum Beispiel durch geschwungene oder abgerundete Formen. Brillen in bunten, stark gesättigten Farben sind sehr präsent – sie stehen extravaganten Typen sehr gut, sonst aber nur wenigen. Eckige Formen wirken maskuliner, runde femininer. Und auch Verzicht hat Effekt, etwa bei randlosen Brillen.“

Bei der Farbwahl seien die Möglichkeiten am vielfältigsten: „Eine Grundrichtung ist mit der Farbe vorgegeben – rosa unterstützt den romantischen Typen, rot wirkt kreativ, blau passt eher zum Business. Hinzu kommen die Abstufungen: Glanz, Sättigung, Transparenz und Ton. Farbnuancen können Brillen außerdem unabhängig von der Grundfarbe kühler oder wärmer wirken lassen. Dem gewünschten Effekt können wir uns mit Farbtüchern nähern, die auf bestimmte Typen abgestimmt sind: blasse oder dunkle Haut, blaue oder braune Augen, blonde, brünette oder graue Haare. Oft spielt auch das Material eine große Rolle.“

Brillenstil: Die 2 krassesten Fehler und 4 gute Empfehlungen

Adali empfiehlt allen, die eine neue Brille auswählen, vor allem zwei Fehler zu vermeiden, die jeder schnell für sich erkennen kann:

  1. Wähle eine Brille nie zu groß oder zu klein – damit verschieben sich alle Proportionen im Gesicht.

  2. Wähle keine Brille, mit der du verkleidet aussiehst – du wirkst damit nie authentisch.

„Fehler bei der Auswahl passieren vor allem, wenn Mode ins Spiel kommt“, so Adali. „Derzeit wollen viele zum Beispiel eine angesagte Oversize-Brille tragen, auch wenn sie nicht zu den Gesichtsproportionen passt.“ Der Eindruck einer Verkleidung sei dagegen eher abhängig vom Stil: „Knallbunte, große Gestelle wirken bei zurückhaltenden Typen schnell sonderbar – aber es geht auch umgekehrt. Sehr dezente Modelle wirken an extrovertierten Menschen mit ausdrucksstarkem Gesicht ähnlich unpassend.“

Daher hat sie vier Ratschläge, die für jeden Brillenkauf gelten:

  1. Eine Brille soll nicht Trends und Moden folgen, sondern dem Träger stehen.

  2. Vergiss alle Dogmen: Kein Stilgesetz ist absolut, es gibt immer Spielraum.

  3. Brillen können dein Gesicht frischer oder blasser, klar oder gerötet aussehen lassen. Achte auf den Effekt.

  4. Es muss nicht nur die eine Brille sein – schließlich wechseln auch die Anlässe.

Warum nicht mehr als eine Brille?

„Mehr als eine Brille zu besitzen, ist für manche ein ungewohnter Gedanke“, so Adali. Trotzdem sei es möglich, mit der Zeit eine kleine Kollektion aufzubauen. „Die durchschnittliche Dauer bis zum nächsten Brillenkauf liegt bei drei bis vier Jahren; manche kommen aber auch jährlich. Häufig wird die aktuelle Brille nach dem Kauf zur reinen Ersatzbrille.“

Hier empfiehlt die Augenoptikermeisterin, mutiger zu sein: „Letztlich geben wir bei solch langen Tragzeiten für eine Brille im Verhältnis viel weniger aus als zum Beispiel für unsere Garderobe. Es kann einen bedeutenden Unterschied machen, wenn man zwei Brillen besitzt, die dann jeweils sehr gut auch zu verschiedenen Anlässen oder Stimmungen passen. Denn oft gibt es nicht nur die eine Brille, die gut aussieht – viele Typen profitieren sehr von Varietät.“

Und im Sommer gebe es mit der Wahl der Sonnenbrille noch eine Option dazu.

Zur Person: Gülsah Adali

Ihre Ausbildung schloss Gülsah Adali 2006 in Bayern ab. Nach Köln kam sie, nachdem sie zwei Jahre als Gesellin gearbeitet hatte, um an der Meisterschule den Abschluss als staatlich geprüfte Augenoptikerin und Augenoptikermeisterin zu erwerben. Im Anschluss entschied sie sich 2010 gegen die klinische Laufbahn und für eine Anstellung bei Optik Müller. Derzeit belegt sie berufsbegleitend den ersten seit der Studienreform eingerichteten Lehrgang zum Master Professional Optometrie im Handwerk, den sie voraussichtlich 2026 abschließen wird. Seit 2019 ist sie zertifizierte Imageberaterin.

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