Sehberatung, Augenuntersuchung, Sehtest – Was ist das genau und was habe ich davon? Ein Interview mit Inhaber Gereon Müller
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Fehlsichtigkeit betrifft mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung – und der Anteil der Brillenträger ist sogar noch höher. Um festzustellen, wie es um die Funktionen der eigenen Augen steht und mit welcher Sehhilfe ein besseres Sehen möglich wird, ist eine gründliche Augenuntersuchung sinnvoll. Was genau dahintersteckt, welche Leistungen ein Augenoptiker erbringt und wann der Weg zum Arzt wichtig ist, erklärt Inhaber Gereon Müller im Interview.
Was ist eine Sehberatung genau?
In der Sehberatung, die wir unseren Kunden bieten, klären wir eine Reihe verschiedener Aspekte des Sehens näher. Wir untersuchen, welcher Sehbedarf vorliegt und wo Mängel auftreten. Zur Beratung gehört auch herauszufinden, womit man diese Mängel am sinnvollsten behebt und wie wir das Sehen optimal unterstützen können.
Und wie läuft die Sehberatung ab?
Zunächst fragen wir nach den Seherfahrungen im Alltag. Vielen Menschen fällt zum Beispiel auf, dass sie Schrift nicht mehr gut entziffern können. Andere sehen nachts schlechter, berichten über eingeschränkte Gesichtsfelder oder haben Beschwerden am Auge, wenn sie lange konzentriert arbeiten.
Wichtig ist für uns auch zu erfahren, ob Erkrankungen vorliegen und Medikamente genommen werden. Wenn wir uns ein Bild von der allgemeinen Lage gemacht haben, beginnen wir die Sehanalyse. Anschließend entscheiden wir über den Umfang der notwendigen Untersuchungen. Am umfassendsten und informativsten ist unser Augenfitnesscheck inklusive NH Bildern.
Warum ist eine optometrische Augenuntersuchung wichtig?
Damit wir keinen Aspekt übersehen. Einfach ausgedrückt fahnden wir nach Werten außerhalb der Norm. Man kann sich das wie ein Screening vorstellen. Wir arbeiten praktisch eine Checkliste mit Prüfpunkten ab und ermitteln: Was ist innerhalb der Norm, wo besteht wahrscheinlicher Handlungsbedarf?
Wenn wir Auffälligkeiten finden, fragen wir uns weiter: Können wir mit den Mitteln helfen, die uns Augenoptikern zur Verfügung stehen? Oder ist das ein Fall, der ärztlich abgeklärt werden muss? Das kann angezeigt sein, wenn wir zum Beispiel verdächtige organische Veränderungen im Auge sehen.
Welche Untersuchungen macht ein Augenoptiker im Einzelnen?
Wir kümmern uns um das Auge als Ganzes. Zum einen stellen wir die Sehleistung und gegebenenfalls die genaue Fehlsichtigkeit fest. Das Sehen bei Helligkeit und bei Dunkelheit gehört ebenso dazu wie das Zusammenspiel der Augen – denn jedes Auge ist anders, und nur, wenn beide harmonieren, ergibt sich eine korrekte Sicht.
Zum anderen kümmern wir uns auch um das Auge selbst. Wir sehen uns den vorderen Augenabschnitt an und ermitteln die so genannte Transparenz der Medien, das heißt: Hornhaut, Linse und Glaskörper werden auf eventuelle Trübung gecheckt. Auch die grundlegenden Funktionen des Auges sind wichtig. Wir überprüfen zum Beispiel den Lidschluss des Auges und den Tränenfilm. Fehlfunktionen können Ursache für ein trockenes Auge sein. Gelegentlich stellen wir auch Auffälligkeiten fest, die auf eine Entzündung, zum Beispiel am Lidrand, oder einen Milbenbefall hinweisen. Der Verdacht einer Entzündung führt dann automatisch zu einer Empfehlung unsererseits eine augenärztliche Praxis aufzusuchen.
Was unterscheidet die optometrische Untersuchung von einem Sehtest?
Der Sehtest ist eine Standardmessung. Hier konzentrieren wir uns nur auf die Sehleistung und wie man sie verbessern kann. Ein Ergebnis kann die Feststellung einer Dioptrienzahl sein oder der Vorher-Nachher-Vergleich bei Brillen und Kontaktlinsen. Dies entspricht einem wichtigen, aber eher kleinen Teil der kompletten Augenuntersuchung.
Kann ich etwas falsch machen? Was sollte ich zum Beispiel vor einer Augenuntersuchung nicht machen?
Es gibt drei Dinge, die man sich gut merken kann: Kommen Sie nicht mit einer schweren Infektion. Kommen Sie nicht alkoholisiert. Und kommen Sie nicht unter Einfluss von einigen bestimmten Medikamenten, die noch angepasst werden. In diesen Fällen ist Ihr natürliches Sehen oft beeinträchtigt – und dann hat eine Messung keinen Sinn.
Welche Medikamente sind denn gemeint?
Bei den Akut-Medikamenten sind das insbesondere Schmerzmittel und Antibiotika. Viele Menschen erhalten aber auch langfristige Medikationen, zum Beispiel bei Diabetes oder Parkinson – und die müssen erst eingestellt werden. Am Anfang der Therapie kann das Sehvermögen stark schwanken. Das gilt übrigens auch für Psychopharmaka.
Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie uns vorab mitteilen, welche Medikamente Sie einnehmen – und am besten, seit wann die Gabe nicht mehr verändert worden ist. Dann können wir ziemlich genau abschätzen, ob wir eine Augenmessung jetzt oder lieber später vornehmen.
Kann ein Optiker Augenkrankheiten feststellen?
Ganz wichtig: Die Diagnose von Krankheiten ist Aufgabe des Arztes. Die können, dürfen und wollen wir nicht stellen. Aus diesem Grund werden wir auch nie eine Krankheit benennen, wir geben lediglich Hinweise. Die Benennung ist bereits eine Diagnose.
Wann schicken Sie Ihre Kunden zum Augenarzt?
Bei Auffälligkeiten. Das kann zum Beispiel eine Linsentrübung sein oder Narben auf der Hornhaut. Auch bei der Untersuchung des Augenhintergrundes ergeben sich manchmal Verdachtsfälle. Die Netzhaut ist der einzige Teil des Körpers, bei der man ohne Eingriff auch die kleinsten Blutgefäße des Körpers genau erkennen kann – manche nennen sie deshalb das Fenster zum Körper.
Ein degenerierter Sehnerv ist ein klarer Fall für den Augenarzt, besonders wenn er mit einem Verlust des Gesichtsfeldes verbunden ist. Veränderungen der Äderchen im Auge können auch ein Hinweis auf eine mögliche Grunderkrankung sein, etwa, wenn sie weiß und steif aussehen oder sich gegenseitig zu verengen drohen. In einigen Fällen kam es nach einer Augenuntersuchung schon zu Zufallsbefunden, die mangels Symptomen sonst erst später ärztlich festgestellt worden wären.
Wie oft sollte ich meine Augen überprüfen lassen?
Bei gravierenden Verschlechterungen der Sicht oder einer Beeinträchtigung der Lebensqualität empfehle ich eine optometrische Untersuchung oder einen Besuch beim Augenarzt. Zur Überwachung der Sehleistung reicht auch ein Sehtest. Jüngere Menschen sollten alle zwei bis drei Jahre zum Sehtest, im Rentenalter empfehle ich dagegen, alle 12 Monate zur Kontrolle zu gehen.
Muss ich für eine Augenmessung einen Termin vereinbaren?
Ja, denn wir nehmen uns für den kompletten Augen-Check bis zu anderthalb Stunden Zeit.
Was kostet die Augenuntersuchung?
Das Informationsgespräch und ein kurzer Sehtest sind bei uns kostenlos. Die volle optometrische Untersuchung kostet bei uns maximal 120 Euro; beim Kauf einer Brille oder von Kontaktlinsen erlassen wir den Betrag je nach Auftragswert zum Teil oder vollständig. Wir bieten auch Untersuchungen in geringerem Umfang an, die weniger lange dauern und entsprechend niedriger berechnet werden.
Welche Kosten übernimmt meine Krankenkasse?
Die Kosten für eine Augenuntersuchung beim Augenoptiker übernimmt die gesetzliche Krankenkasse nicht. Wenn ein Rezept vom Arzt vorliegt, ist es aber möglich, dass sie sich teilweise oder ganz an den Kosten für Sehhilfen beteiligt.